Montag, 30. August 2010

Der "Ich-wollte-nur-mal-schnell-wissen"-Frager

Samstag, gegen 16 Uhr. Eigentlich sollte man jetzt nicht im Büro sitzen. Aber auch die persönliche Ablage muss irgendwann gemacht werden, einige Mails harren der Beantwortung. Da klingelt die Kanzleileitung. Misstrauischer Blick auf das Display..."unbekannt"...sollte da doch tatsächlich wieder so ein Telefon-Marketing-Mensch..??? Ich nehme ab. "Hallo? Schön, dass ich Sie erreiche!" "Wer ist denn da?" Ein Name wird genuschelt..."Ich  will Sie auch gar nicht lange stören...ich hätte da nur kurz eine Frage..." Er beginnt eine Geschichte zu erzählen, vor einer Berghütte und geteilter Miete...ich unterbreche ihn freundlich "Sie wissen, dass ich Ihnen so ohne weiteres keine Auskunft geben kann?". "Ja...nein, wissen Sie, ich dachte, Sie sagen mir einfach kurz, was ich da machen kann." Ich kläre den Herrn über den üblichen Ablauf auf. Er reagiert beleidigt und meckert über die Dienstleistungswüste. Ich verabschiede mich höflich und lege auf.

Eben erreicht mich ein Anruf der zuständigen Kammer. Der Mensch hat einen zweiseitigen Beschwerdebrief über mich geschrieben. Nach meiner telefonischen Stellungnahme wird die Geschichte natürlich  - und dankenswerter Weise unbürokratisch - ad acta gelegt.

Was lernen wir?

1. Gehe nie selbst ans Telefon!
2. Wenn ja, tue so, als wärest Du die Mitarbeiterin.
3. Es gibt Menschen, die sind so unverschämt, dass es brummt.

Freitag, 27. August 2010

Der brave Bürger als kleiner (?) Gauner

Eine geschätzte Kollegin erzählt in ihrem Blog von potenziellen Mandanten, die sie ohne jeden Skrupel zu einem Versicherungsbetrug (hier der Rechtschutzversicherung) anstiften wollen.
http://rainbraun.blogspot.com/2010/08/unmoralische-angebote.html

Wie geht unsere Gesellschaft mit Recht um? Ist Recht nur so lange wichtig (und akzeptiert), wie es dem Schutz der eigenen Sphäre dient? Oder gibt es eine Art Ohnmachtsgefühl gegenüber Versicherungen und dem Finanzamt, das es gestattet, sich quasi in Notwehr diesen gegenüber auch nicht wohlverhalten zu müssen?

Donnerstag, 26. August 2010

Das richtige Mittel zum Zweck?

Noch gestern heiß diskutiert, ist die Sache heute schon Geschichte: Die Initiative zur Durchführung einer Volksabstimmung zur Wiedereinführung der Todesstrafe in der Schweiz war nichts als ein PR-Gag.

Oder doch nicht? Haben die Initiatoren mit ihrem - aus iher Sicht möglicherweise verständlichen  - Ruf nach Öffentlichkeit die direkte Demokratie in der Schweiz beschädigt? Ist gerade das nicht Wasser auf die Mühlen der Gegner der direkten Demokratie? Die schon immer behauptet haben, das Volk sei nicht mündig genug, selbst zu entscheiden? Und gerade mit dem Argument kamen, als erstes würde man die Todesstrafe einführen?

Ich denke, die Schweizer haben über viele hundert Jahre bewiesen, dass direkte Demokratie funktioniert. Die sich nun abzeichnende Debatte wird auch dieses Mal nichts daran ändern, dass die Schweizer Bürger ihr Schicksal auch in Zukunft selbst in die Hand nehmen. Und wir, die wir von einem Haufen unsäglicher Amateure vom Zuschnitt Westerwelle, Merkel und Gabriel (um nur einige zu nennen) an der Nase herumgeführt werden, werden auch weiter neidisch über die Grenze blicken.

Der mühsame Weg

Blick von der Kuhleitenalm (Meran 2000) auf die Dolomiten

Habe gestern am späten Abend einen Text fertig gestellt, an dem ich schon lange herumbeiße. Wenn man den dann das letzte Mal speichert und ihn weggemailt hat, stellt sich Erleichterung ein, eine Erleichterung, die ich von anstrengenden Wanderungen in den Bergen auch kenne. Eine dieser Wanderungen führte uns von der Bergstation der Seilbahn Meran 2000 - eher zufällig - auf die Kuhleitenalm. Ein langer "Hatscher", wie man bei uns sagt, der stetig bergauf geht und bei dem ich oft genug fluchend stehe bleibe und mich frage, was ich da eigentlich mache.Wenn man es dann aber endlich geschafft hat und mit solchen Ausblicken belohnt wird, dann ist das alles vergessen. Läuft man dann später zurück, wundert man sich oft, was denn da nun so anstrengend war??

So geht es mir heute am Morgen mit dem Text auch: Wenn ich ihn nochmals durchlese, frage ich mich, was eigentlich so kompliziert war, dass er mich so viel Mühe gekostet hat....

Mittwoch, 25. August 2010

Unsere Vorbilder

Der "Spiegel" hat versucht herauszufinden, wen wir Deutsche als Vorbilder schätzen.

"Einem inzwischen 91-jährigen Kettenraucher wird mehr Vertrauen entgegengebracht als dem Rest der politischen Klasse. Vom Papst ganz zu schweigen."

ist das überraschende (?) Fazit. Und die Umfrage

"zeigt ein Land, in dem einem Quizmaster fast genauso viel Vertrauen entgegengebracht wird wie dem Papst. In dem ein schwuler Komiker mehr Respekt genießt als ein Altkanzler aus Hannover, der sein Land aus einem Krieg herausgehalten hat. In dem ein junger Mann mit Namen Mesut Özil für mehr als die Hälfte der Bevölkerung das ideale Deutschland verkörpert."

Erstaunlich? Ich denke nicht. Dass sich die derzeit regierende Klasse gegen einen Altkanzler vom Format Helmut Schmidt nicht durchsetzen kann, überrascht wohl kaum. Und dass dieser Mann Kettenraucher ist, wen stört das wirklich?

Fernsehstars waren schon immer auch Vorbilder. Sportler sowieso. Interessant ist aber diese Aussage:

"Auch Benedikt XVI. wird darin um Längen geschlagen von der armen Verkehrssünderin Margot Käßmann."

Zeigt sich hier doch, dass die katholische Amtskirche in Deutschland ihren Bezug zur Basis verloren hat, weil sie ihre Sünder, was immer sie anstellen, deckt, anstatt diese zu stützen, wenn sich diese offen zu ihren Sünden bekennen. So dumm es war, betrunken mit dem Auto herumzufahren, so vorbildhaft war es auch, dazu auch öffentlich zu stehen. Und so professionell ist auch der Arbeitgeber "Ev. Amtskirche" damit umgegangen.

Und so kommt der  - lesenswerte - Artikel auch zu einem wichtigen Fazit:

"Der Bürger will keine Unbefleckte, er will die Ehrlichkeit und den Mut, der damit verbunden ist. 'Eine Person, die ihre moralische Eignung nicht aus der Länge der Amtszeiten und dem Einfluss von Seilschaften zieht', wie Richard David Precht kürzlich schrieb."

Hier der Link zum vollständigen Beitrag aus Spiegel-Online:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,713293,00.html

Dienstag, 24. August 2010

Die Killer im Krankenhaus

Drei Babies sind im Mainzer Krankenhaus gestorben, wahrscheinlich an einer Infektion, wahrscheinlich ausgelöst durch mangelnde Hygiene.(http://www.sueddeutsche.de/panorama/mainzer-klinikskandal-drittes-baby-gestorben-1.991618)

Diese Geschichte geht mit hoher Präsenz an die Öffentlichkeit, sei es, weil wir das berühmte Sommerloch füllen können, sei es, weil wir ganz anders reagieren, wenn es um unsere Kinder geht.

Hier handelt es sich aber nur um die Spitze des Eisberges: Nach Presseberichten (http://www.welt.de/politik/deutschland/article9164801/Regierung-plant-bundesweite-Hygiene-Vorschriften.html) infizieren sich jedes Jahr bis zu 600.000 Menschen im Krankenhaus, 40.000 Menschen sterben darauf hin. 0,5 Promille unserer Bevölkerung werden also jährlich im krankenhaus Opfer mangelnder Hygiene.

In München wurde tagelang der OP-Bereich eines städtischen Großklinikums gesperrt, weil die Hygienezustände katastrophal waren.

Vor einiger Zeit war zu lesen, dass ein großer Teil dieser Probleme gelöst wäre, wenn sich Ärzte nur wenigstens ab und zu die Hände waschen würden. Hallo? Und dafür brauchen wir jetzt ein Gesetz? Müssen erwachsene Akdemiker per Gesetz darauf hingewiesen werden, sich regelmäßig wie normale Bürger auch die Hände zu waschen?

Freitag, 20. August 2010

Der kleine Untermieter

Ich habe einen kleinen Untermieter im Kopf. Ich nenne ihn Mirgraenius. Meistens wohnt er still und friedlich im Dachstübchen. Es gibt aber Tage, da wird er unruhig. Da läuft er unstet auf und ab und ich spüre, ihn treibt etwas um, er will wieder einmal kreativ werden. Man muss nämlich wissen, dass Mirgaenius ein Schmied ist. Und wenn er eine neue Idee hat, dann will er auch ans Werk. Meistens verrät er sich dadurch, dass er die Esse zu sehr anheizt. Die Rauchwolken stören meinen Ausblick und so wird schnell zu einem Feuerlöscher gegriffen. Dann trampelt er zwar zornig herum, aber das lässt sich gut ertragen. An anderen Tagen ist er vorsichtiger und da merke ich zu spät, was er im Schilde führt. Und dann wird der Schmiedehammer bedient, da liege ich dann flach. Der beste Feuerlöscher kann die Esse nicht löschen und so hilft nur in Ruhe abwarten, bis Migraenius sein Werk vollendet hat.


Ich habe schon alles versucht – Räumungsklagen, Androhung von Gewalt, nette Worte, nichts hilft. Migraenius und ich werden wohl zusammen alt werden müssen. Und wenn das schon so ist, dann will ich ihn wenigstens hier auch verewigen.

Donnerstag, 19. August 2010

Premiere...

Heute vormittag habe ich bei einer virtuellen Freundin einen Blogpost gelesen und mir gedacht, eigentlich könnte ich doch auch....und nun? Nun kann ich auch. Mal sehen, was dabei so herauskommt - vor allem wer das dann auch liest! Ich bin da jetzt wirklich mal gespannt.