Donnerstag, 2. September 2010

Vom Umgang mit der Demokratie

Sieht man sich an, wie die Menschen agieren, die uns regieren, mischt sich zwischen all die Verdrosssenheit, die das erzeugt, bei dem einen oder anderen der Wunsch nach mehr Mitbestimmung, vulgo "direkte Demokratie" genannt. Nun kann man gerade in Bayern beobachten, dass irgendwie aber dem Wahlvolk die Reife fehlt, mit solchen Instrumenten umzugehen.

Zum Hintergrund: Gegen Ende der letzten Legislaturperiode beschließt die (noch) allein in Bayern regierende CSU ein weit reichendes Rauchverbot in Gaststätten. Das Gesetz wird jedoch so wage formuliert, dass es den Gastwirten unzählige Schlupflöcher lässt. Als die CSU dann die Landtagswahlen mit Pauken und Trompeten verliert und erstmalig eine Koalition eingehen muss, wird der Schuldige schnell gefunden: Das böse Rauchverbot. Koalitionspartner FDP beweist die ureigene Liberalität und fordert eine zusätzliche Aufweichung, die dann auch erfolgt. Ein junger Mann, Sebastian Frankenberger (http://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Frankenberger), initiiert daraufhin in Bayern ein Volksbegehren, mit dem nichts anderes erreicht werden soll, als das ursprünglich von der CSU vorgesehene Gesetz ohne Schlupflöcher wieder in Kraft zu setzen. Man reagiert erstaunt, als die Mindestzahl notwendiger Unterschriften zur Durchführung des Volksbegehrens weit übertroffen wird. Und man reagiert auf Raucherseite noch viel erstaunter, als das strenge Rauchverbot in Bayern mit satter Mehrheit beschlossen wird (http://www.stern.de/politik/deutschland/volksentscheid-bayern-verordnen-sich-radikales-rauchverbot-1579780.html). So mancher Raucher war sich gar nicht bewusst, dass er abstimmen muss, wenn er etwas erreichen will....

Dass Bürger in Deutschland immer mehr darauf verzichten, ihre demokratischen Rechte wahrzunehmen, ist ein bedenkliches Problem. Wie aber nun einige der unterlegenen Raucher gegen den Initiator des Bürgerbegehrens vorgehen, lässt ernsthafte Zweifel an deren persönlicher Reife, insbesondere an deren Fähigkeit, demokratische Rechte wahrnehmen zu dürfen, entstehen. Da gibt es Lokalverbote gegen Herrn Frankenberger (was ja noch einigermaßen harm-, aber genauso hirnlos ist), da gibt es Morddrohungen, sein Hausflur wird verschmutzt und einige Menschen machen sich nun daran, Herrn Frankenberger mit getürkten Bestellungen (Sachwerte lt. Presseberichten weit über 250.000 Euro) das Leben schwer zu machen (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,712743,00.html).

Wie hier agiert wird, lässt es zweifelhaft erscheinen, den Bürgern zuviel Recht auf politische Mitbestimmung einzuräumen, scheinbar ist er dazu zu dumm. Mag es auch nur eine kleine Minderheit sein, die so agiert, so ist es doch die große Mehrheit, die dem Ganzen schweigend zusieht. Vor allem vom politischen Establishment ist wenig zu hören, werden diese Herrschaften in ihrer Selbsteinschätzung, dass nur sie geeignet sind, den deutschen Michel regieren zu dürfen, doch geradezu bestärkt.

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